Ausstellung SPUREN 2 in der GEDOK Galerie in Berlin
GEDOK-Berlin e. V. Suarezstr. 57 14057 Berlin, Tel: 030-4413905
Vernissage am Freitag, den 4. April 2025 ab 19 Uhr
artist Talk Am Sonntag, den 27. April 2025 um 16 Uhr
Finissage Mit Lesung von Jenny Schon am Sonntag, Den 18. Mai 2025 um 16:00 Uhr
Spuren - sie sind Omnipräsenz und Ambivalenz in unser aller Leben. Als alltäglicher Bestandteil treten sie als unscheinbare Begleitung auf oder werden zu sichtbaren, leitenden Wegweisern. Als Relikte des Vergangenen erzählen sie prägende, gar negative Geschichten und wecken positive Assoziationen. Viele einzelne legen sich auf- und übereinander, verlaufen gleichzeitig, teilen und verzweigen sich. Wir können ihnen folgen, uns von ihnen prägen lassen oder sie verwischen. Die Spuren übertragen uns Verantwortung diese feinen zarten Hinweise deutlich zu markieren oder verschwinden zu lassen - sowohl ganz haptisch oder gedanklich erfahrbar. Die vielfältige Deutung von Spuren erfordert Wahrnehmen und Reflexion und ermöglicht eine emotionale, ganz individuelle Auseinandersetzung mit sich und der Welt. Spuren zeigen uns aber vor allem eins: die Existenz des Lebens.
Japan und die Spuren der Zeit, Arbeit von Karin Fröhlich

Foto: Im chibaken am Meer, 1984, Holzkasten und Gedicht von Kaguyhime, 2024
Die beiden ausgewählten Arbeiten reflektieren, wie Erinnerungen und Erlebnisse in andere Kontexte mitgenommen und transformiert werden. Ein Foto aus dem Januar 1984 zeigt mich an einem Strand in Japan – ein Moment, der äußerlich nicht mehr auf seinen spezifischen Ort verweist, aber innerlich eine lebenslange Spur hinterlassen hat. Japan war für mich nicht nur ein Land, das ich besucht habe, sondern eine prägende Erfahrung, die mein künstlerisches Schaffen und meinen Blick auf die Welt nachhaltig beeinflusst hat.
Die zweite Arbeit knüpft unmittelbar an diese Erfahrung an: ein Holzkasten, bemalt und ergänzt durch ein Gedicht aus dem „Taketori-Monogatari“, einem japanischen Klassiker, der die Erzählung von Kaguyahime, der Mondprinzessin, aufgreift. Kaguyahime lehnt im Gedicht die Werbung des Kaisers ab und verweist auf das, was für sie jenseits von Macht und Besitz von Bedeutung ist. Der Text, auf Transparentpapier geschrieben, schwebt in der Mitte des Kastens – eine Metapher für das Fragile, das Schwebende, das sich nicht festhalten lässt und dennoch tief prägt.
Diese Arbeiten erzählen von Mitgebrachtem: den Erinnerungen und Erfahrungen aus meiner Zeit in Japan. Sie erzählen aber auch von Mitgenommenem: dem Blick anderer auf mich, den Geschichten und künstlerischen Impulsen, die meine eigene Arbeit seither durchziehen. Sie zeigen, wie ein Austausch über Zeit und Kultur hinweg nicht nur Spuren hinterlässt, sondern selbst zu einem Gewebe wird – ein Geflecht aus Verbindungen, die immer weiterwirken, auch wenn sie nicht mehr konkret sichtbar sind.
Was nehmen wir mit? Was bringen wir mit? In meinen Arbeiten steht dieser Austausch nicht nur für geografische oder kulturelle Übergänge, sondern für die fortwährende Bewegung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen dem Eigenen und dem Anderen.
Karin Fröhlich, 1. März 2025
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